Rebellion, die Briten, ist eine wahre Überraschung. Sie zeigen mit Titeln wie Aliens vs. Predator oder der Comic-Umsetzung Rogue Trooper, dass sie ihr Handwerk im Action-Bereich verstehen. Andererseits haben sie auch Rogue Warrior verbrochen, welches hierzulande nicht veröffentlicht wurde. Wo reiht sich Sniper Elite V2 ein? Wir befinden uns im von alliierten Bombern angegriffenen Berlin. Flaks feuern Geschosse in den Himmel – uns stört der Lärm allerdings nicht. Der ganze Lärm hilft uns bei der Tarnung. Wir beobachten unser Ziel mit dem Fernglas. In 300 Meter Entfernung, es könnten auch mehr oder weniger sein, ist unser Ziel, ein Hochrangiges. Sorgen entdeckt zu werden brauchen wir uns nicht zu machen – bis Gegner bei uns wären, wären wir längst über alle Berge. Wir konzentrieren uns Voll und Ganz auf unseren Auftrag. Wir sehen sein Gesicht im Zielfernrohr. Luft anhalten, Herzfrequenz senken, ein wenig über dem Ziel zielen und dann…. drücken wir ab. Er hatte keine Chance. Die Kugel ging mitten durch seinen Kopf. Unser Auftrag ist allerdings noch nicht erledigt – wir haben weitere Ziele, die wir töten müssen.
Die Fortsetzung des Sniper-Games aus dem Jahre 2005 bietet ungewöhnliche Action. Bullettime-Flüge, wenn die Kugel ihr Ziel richtig getroffen hat (Im Video ersichtlich), Schleich-Einlagen, verstecken, fiese Fallen platzieren – all das, was ein Spieler sich eben wünscht. Wir spielen einen namenlosen amerikanischen Helden in der Endphase des zweiten Weltkriegs. Zweiter Weltkrieg? Nicht schon wieder, oder? Nachdem die großen Marken, wie Medal of Honor, Battlefield und Call of Duty, das Szenario bis zum Umfallen ausgelutscht hatten, so fühlen wir uns doch jetzt wieder sehr wohl, nachdem in den letzten Jahren zeitgenössische und futuristische Szenarien die Jagd auf Nazis und die rote Armee ersetzt haben.
Rebellion schweißt die Spieler allerdings nicht nur mit dem Szenario vor PC und Konsole, sondern schafft es in den besten Momenten, für sehr gute Spannung zu sorgen – bis zum Luft anhalten, bei der man überlegt vorgehen muss und auch mal durch den ein oder anderen Schatten schleicht.
Wird man entdeckt, kann man dank der in diesem Momenten eher debil agierenden Gegner, die ungeachtet von Gewehrsalven durch ein und denselben Durchlass stürmen, zwar auch überleben. Doch da man aber selbst nur wenig feindliches Feuer verträgt, bevor man den Hut abgibt, so sollte man sich einen Rückzugsplan zurechtlegen. Dass die Gegner allerdings so vorhersehbar in den direkten Schusswechseln reagieren, wenn man entdeckt wurde, ist allerdings Schade. In den ruhigen, unentdeckten Momenten ist die KI deutlich besser, denn die Soldaten laufen nicht einfach vorgegebene Wachwege ab, sondern verlassen auch mal diese Pfade.
Allerdings sind die Verhaltensmuster der Gegner vor allem gegen Ende zu vorhersehbar, so dass die Spannung einen deutlichen Abwärtstrend hinnehmen muss. Es ist schade, dass die große Vielfalt des Games und dessen Atmosphäre gegen Ende, der etwa zehn bis zwölf Stunden dauernden Kampagne, nachlässt. Das fordernde Finale am Brandenburger Tor entschädigt zwar für die Vorhersehbarkeit, doch es macht auch deutlich, dass hier einiges an Potential verschenkt wurde.
In Sachen Grafik ist das Spiel allerdings nicht auf der Höhe der heutigen Zeit. Im Hintergrund flirren die Kanten, einige Texturen sind unnötig matschig, man trifft auf unsichtbare Grenzen, findet Clipping-Probleme und die Animationen sind gelegentlich auch mal nicht so sauber. Was jedoch alles nur unwesentlich den Spielspaß vermindert.
Auch die Bullettime-Killcams a la Matrix-Stil haben eher einen geringfügigen Einfluss auf die Wertung. In all seiner Schonungslosigkeit wird mit einer „X-Ray-Kamera“ gezeigt, was die Kugel im Körper des Gegners anrichtet, allerdings nicht in der deutschen Version.
Problematisch wird es hingegen in Hinsicht der Akustik. Man schafft es zwar, neben den herrlich ruhigen Momenten, einen glaubwürdigen Kriegshintergrund zu schaffen, bei den Bomben einschlagen oder in der Ferne kämpfe ausgetragen werden. Und auch bei einem Einsatz der 5.1-Anlage kann man sich nicht über die fehlende Klangwucht beschweren, allerdings schliefen die Entwickler in einem sehr wichtigen Punkt: Der Ortung der Feinde mit dem Gehör. Während man in den großen Blockbustern hören kann, woher die Feinde kommen, kann man hier nur ein näherkommen anhand der Lautstärke der Kommentare erahnen – von einer Richtungsbestimmung träumt man aber.
Die kleinen versteckten Goldbarren oder die Flaschen, die man abschießen muss, hätte man allerdings weglassen können.
Fazit
Spielspaß bietet das Sniper-Game aus dem Hause Rebellion mit Sicherheit. Allerdings hat es mit den ein oder anderen unschönen Dingen zu kämpfen. Hoffen wir, dass die Entwickler es in der ganz klein Angedeuteten Fortsetzung besser machen.
Bewertung
Video